Was ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung?
Probleme im Magen-Darm-Bereich können den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigen, weisen aber nicht immer auf eine ernsthafte oder chronische Erkrankung hin. Bei anhaltenden und starken Beschwerden solltest du die Ursachen allerdings mit einem Spezialisten abklären, da chronisch entzündliche Darmerkrankungen in der Regel ein Leben lang andauern und daher eine zielgerichtete und langfristige Behandlung brauchen.
Wie die Verdauung funktioniert
Wir essen täglich, um dem Körper genügend Energie zuzuführen, zerlegen die Nahrung im Verdauungstrakt und nehmen die Nährstoffe später aus dem Darm wieder auf.
Der Verdauungstrakt beginnt bereits im Mund. Mithilfe der Zähne und des Speichels zerkleinern wir feste Lebensmittel und die Verdauung beginnt. Über die Speiseröhre gelangt der Speisebrei in den Magen, wo er auf sauren Magensaft trifft. Durch dessen Beimischung und die mechanische Bearbeitung der Nahrung wird sie portioniert und in kleinen Mengen über den sogenannten Magenpförtner (Pylorus) an den Dünndarm weitergegeben.
Der Dünndarm setzt sich aus dem Zwölffingerdarm (Duodenum), dem Leerdarm (Jejunum) und dem Krummdarm (Ileum) zusammen. Die Länge des Dünndarms variiert individuell von circa drei bis sechs Metern. Im Zwölffingerdarm werden dem Speisebrei Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse sowie der Galle beigemischt, die dabei helfen, die Nahrungsbestandteile aufzuschließen. Über die extrem große Schleimhaut des Hauptteils (Jejunum und Ileum) werden danach die meisten wichtigen Stoffe aus der Nahrung ins Blut aufgenommen und zu allen Organen im Körper transportiert.
Der Dickdarm unterteilt sich in den Grimmdarm (Kolon) und den Mast- oder Enddarm (Rektum). Nach der Resorption werden den Nahrungsresten hier Wasser und Mineralstoffe entzogen, der Darminhalt wird „eingedickt“ und geformt. Der Enddarm ist eine Art Reservoir des Stuhls. Wenn sich hier der ringförmige Schließmuskel öffnet, wird der Darm entleert.
Verstehen, was los ist
Seit einiger Zeit hast du Gewissheit: deine Beschwerden gehen auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) zurück. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gehören zu den häufigsten. Die Diagnose hat dich möglicherweise wütend, traurig oder unsicher gemacht. Vielleicht stellst du dir auch die Sinnfrage: Warum ich, warum jetzt und wie geht es weiter? Leiden nicht vor allem alte Menschen an chronischen Krankheiten?
Fakt ist:
Von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind in Deutschland geschätzt bis zu 300.000 Menschen betroffen, Frauen etwas häufiger als Männer.1 Die Zahlen der an CED Erkrankten sind in den Industrienationen seit einigen Jahren steigend.
Die Gemeinsamkeiten von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa:
Typisch ist, dass beide Krankheiten in immer wiederkehrenden Schüben verlaufen können. In einem Krankheitsschub ist der Darm meist stark entzündet, anschließend kann wieder eine Phase ohne Beschwerden erfolgen.
Beide Erkrankungen können sich auch außerhalb des Verdauungstraktes bemerkbar machen und zum Beispiel die Gelenke, Augen oder die Haut betreffen.
Wichtige Unterschiede:
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind zwei verschiedene Erkrankungen – und unterscheiden sich daher auch in einigen wichtigen Punkten:
Morbus Crohn:
Alle Abschnitte des Verdauungstrakts können befallen sein.
Alle Schichten der Darmwand sind entzündet.
Die Betroffenen haben Bauchschmerzen, Durchfall und verlieren Gewicht.
Der Darm von Patienten mit Morbus Crohn weist später oft Engstellen, Fisteln oder Analabszesse auf.
Morbus Crohn geht wahrscheinlich, im Vergleich zu Colitis ulcerosa, auf jeweils eigene immunologische und genetische Ursachen sowie Umweltfaktoren zurück.2
Colitis ulcerosa:
Meist nur der Dickdarm und der Enddarm sind befallen.
Es ist nur die obere Schicht der Darmschleimhaut entzündet.
Bei Colitis-ulcerosa-Patienten sind die Durchfälle häufig auch blutig-schleimig.
Es ist wichtig für dich zu wissen, dass du es mit in der Hand hast, wie deine Krankheit verläuft. Egal, ob es deine Ernährung, die Therapie oder deinen Lieblingssport betrifft: Wenn du gut informiert bist und weißt, was du beachten musst, kannst du deine chronisch-entzündliche Darmerkrankung besser in den Alltag integrieren. Deine Symptome können sich bessern und die Erkrankung verbraucht weniger Aufmerksamkeit und Energie.
Der große Patientenratgeber, Prof. Seidener-Nack, Seite 10
Der große Patientenratgeber, Prof. Seidener-Nack, Seite 16