Chronisch verstopft mit CED: Was kann helfen?
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) können mit verschiedenen Beschwerden des Verdauungstraktes einhergehen: Oft kommt es z. B. zu Blähungen, häufigem Stuhldrang, Durchfällen oder Bauchschmerzen.1,2 Doch wusstest du, dass bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa auch eine chronische Verstopfung auftreten kann?1-3
In Deutschland und Europa gehört ein träger Darm sogar zu den häufigsten Gesundheitsstörungen: Bis zu 15 % der deutschen bzw. europäischen Bevölkerung leiden an einer Verstopfung, die medizinisch auch als Obstipation bezeichnet wird.4,5 Besonders häufig sind Frauen und ältere Menschen betroffen.4 Aber auch aufgrund bestimmter Erkrankungen wie z. B. Multiple Sklerose, Parkinson oder Diabetes kann es dazu kommen, dass der Darm langsamer als normal arbeitet, so dass sich der Darminhalt langfristig anstaut.4 Auch bei CED kann es zu Verstopfungen kommen, und das sogar häufig: Bis zu 50 % der Patient*innen mit Colitis ulcerosa leiden an Verstopfungssymptomen.3 Diese können auch dann auftreten, wenn andere Symptome der CED durch die Behandlung gemildert oder unter Kontrolle gebracht wurden.1 Wird die Verstopfung chronisch, leidet nicht nur der Bauch, sondern auch die Lebensqualität.
Eine Übersichtsarbeit hat gezeigt, dass die Auswirkungen chronischer Obstipation auf die mentale Gesundheit größer waren als auf die körperliche.4 Aktuell gehen sowohl objektive Parameter, z. B. die Häufigkeit des Stuhlgangs, als auch subjektive Faktoren, wie etwa starkes Pressen, in die Definition der chronischen Verstopfung ein.4 Von einer solchen spricht die Leitlinie, wenn die Betroffenen die Stuhlentleerung selbst als unbefriedigend wahrnehmen und zudem bei mehr als jedem 4. Toilettengang mindestens zwei der folgenden Symptome zutreffen:4
- Starkes Pressen ist für die Entleerung notwendig
- Der Stuhl ist klumpig oder hart
- Die Stuhlentleerung ist laut der eigenen Wahrnehmung gestört
- Für die vollständige Entleerung muss manuell nachgeholfen werden
- Stuhlgänge erfolgen seltener als drei Mal pro Woche
Staut sich der Stuhl im Darm länger an, ist nicht nur der Toilettengang selbst sehr anstrengend, sondern es können außerdem Beschwerden wie Blähungen oder ein aufgeblähter Bauch, ein unangenehmes Völlegefühl oder gar Übelkeit auftreten.1-4 Bei CED kann es außerdem besonders schmerzhaft sein, wenn der harte oder klumpige Stuhl durch die entzündeten Darmabschnitte transportiert wird.1
Wie kommt es bei CED zu den Verstopfungen?
Bei CED wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können Verstopfungen verschiedene Ursachen haben. Durch die chronischen Entzündungen der Darmschleimhaut kommt es zu Vernarbungen oder Verengungen in der Darmwand. Diese Schäden in der Darmstruktur erschweren den Transport des Nahrungsbreis durch den Verdauungstrakt.3 Doch nicht nur Schäden in der Darmwand spielen hier eine Rolle: Auch das Nervengeflecht im Verdauungstrakt, das die Bewegungen des Darms zum Transport des Nahrungsbreis koordiniert und als enterisches Nervensystem bezeichnet wird, kann sich durch die chronischen Entzündungen verändern. Dadurch können die Bewegungen des Darms langanhaltend gestört sein, so dass dieser langsamer arbeitet und Verstopfungen häufiger auftreten.3,6
Eine weitere Ursache dafür, dass es bei CED-Betroffenen häufiger zu einer Obstipation kommt, kann eine Entzündung des Enddarms sein, die du vielleicht unter dem Begriff Proktitis kennst. Bei dieser kann der Stuhl aufgrund der Entzündungen im Bereich des Enddarms diesen Bereich nicht so leicht passieren und staut sich an.1 Auch Schädigungen der Analmuskulatur können dazu beitragen, dass der Toilettengang nicht mehr wie gewohnt erfolgt. Eine solche Schädigung des Analmuskels kann z. B. bei Frauen vorkommen, die auf natürlichem Weg ein Kind geboren haben oder bei komplexen Fisteln – einer Komplikation, die bei Patient*innen mit Morbus Crohn häufig auftritt.1,7
Möglicherweise hast du auch schon davon gehört, dass eine ballaststoffarme Ernährung zu einer Verstopfung beitragen kann.1 Denn Ballaststoffe erleichtern und beschleunigen die Darmpassage des Stuhls, indem sie Wasser aufnehmen und so die Stuhlmenge erhöhen.4 Liegen jedoch Darmverengungen vor – z. B. bei Morbus Crohn – sollten Ballaststoffe nicht in hoher Menge verzehrt werden.1 Auch die täglich aufgenommene Flüssigkeitsmenge spielt eine Rolle bei der Entstehung einer Verstopfung, denn zu wenig Flüssigkeit kann dazu führen, dass Stuhl hart und trocken wird und somit vom Darm nur schwer zu transportieren ist.1 Manche Medikamente wie Anticholinergika, Opioide oder bestimmten Antidepressiva können als Nebenwirkung die Darmtätigkeit verlangsamen, so dass der Stuhlgang schwieriger und schmerzhafter wird und Verstopfungen verursacht werden.1,4
Was kannst du gegen die Obstipation tun?
Eine chronische Obstipation kann nicht nur zu den genannten körperlichen Beschwerden und einer eingeschränkten Lebensqualität führen. Durch das starke Pressen beim Toilettengang kann es zu schmerzhaften Folgen wie Hämorrhoiden kommen. Ist der Stuhl sehr hart, kann seine Bewegung die empfindliche Haut im Analkanal schädigen und sogenannte Analfissuren verursachen.1 Ein verstopfter Darm sollte daher auf jeden Fall behandelt werden. Je nachdem, welche Ursache der Obstipation zugrunde liegt, kannst du bereits durch einige Änderungen des Lebensstils deine Verdauung positiv beeinflussen und damit selbst etwas gegen die Verstopfung tun. Zusammengefasst kannst du dir grob merken:
- viel trinken
- viele Ballaststoffe
- viel bewegen
Damit der Stuhl weicher wird und den Darm leichter passieren kann, achte darauf, dass du täglich ausreichend trinkst – 1,5 bis 2 Liter sollten es am Tag sein, koffeinhaltige und alkoholische Getränke solltest du jedoch eher meiden.1,4 Um den positiven Effekt von Ballaststoffen auf die Verdauung zu nutzen, sollten täglich 30 Gramm davon aufgenommen werden. Dies gilt übrigens nicht nur dann, wenn der Darm schon verstopft ist, sondern wird allgemein empfohlen.4 Viele Ballaststoffe stecken übrigens in Vollkornprodukten sowie in Obst- und Gemüsesorten wie Pflaumen, Kiwis, Mangos oder Kartoffeln – wenn du Hülsenfrüchte gut verträgst, kannst du auch diese verzehren.4,8 Vielleicht hast du auch schon von Flohsamenschalen gehört. Auch diese können den Stuhl weicher machen, müssen jedoch richtig dosiert werden: Ein Esslöffel davon sollte in 250 ml Wasser eingerührt werden und direkt getrunken werden. Bis zu drei Mal täglich kannst du Flohsamenschalen so anwenden.9 Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, um deine Verstopfung zu lösen, können Ballaststoffsupplemente eingenommen werden. Dabei handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel mit konzentrierten Ballaststoffen aus Pflanzeninhaltsstoffen.4 Zuvor solltest du diese jedoch mit deinem Behandlungsteam besprechen, da Ballaststoffe bei CED wie bereits erwähnt in einigen Fällen nur eingeschränkt aufgenommen werden sollten.
Bei einer Verstopfung kann es zudem helfen, körperlich aktiv zu sein und in Bewegung zu bleiben, um die Darmaktivität anzuregen – natürlich in dem Maß, das deine CED erlaubt.1,4 Zudem solltest du deinen nächsten Toilettengang nicht unnötig herauszögern, um zu vermeiden, dass dein Stuhl hart wird.4 Auch eine bestimmte Haltung beim Toilettengang kann die Ausscheidung erleichtern: Bei dieser sogenannten Hocksitzhaltung erhöhst du die Knie und bringst dich somit in eine hockende Position. Das klingt zunächst vielleicht merkwürdig, kann aber einen deutlichen Effekt haben, denn so wird der Abschnitt zwischen dem Rektum und dem After begradigt und der Stuhl kann viel besser ausgeschieden werden.1 Um eine solche Sitzhaltung einzunehmen, kannst du dir z. B. wie in der Abbildung dargestellt einen kleinen Hocker unter die Füße stellen.
Reichen all diese Maßnahmen nicht aus, um eine Verstopfung zu lösen, können Ärztinnen und Ärzte auch Abführmittel, sogenannte Laxanzien, verschreiben. In erster Linie sind dies Arzneimittel, die den Stuhl weicher machen und das Stuhlvolumen erhöhen, wodurch die Bewegung des Darms angeregt und der Stuhlgang bzw. die Darmentleerung gefördert wird.4
Wenn du das Gefühl hast, dass du unter chronischer Obstipation leidest oder wenn dich Verstopfungsbeschwerden stark einschränken, sprich mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt und deinem Behandlungsteam. Sie kennen dich und deine CED und können gemeinsam mit dir für dich geeignete Maßnahmen zur Behandlung der Verstopfung planen.
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- Oberhof E. Mit Kiwi gegen chronische Obstipation. Ärztezeitung 2022. Abrufbar unter: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Mit-Kiwi-gegen-chronische-Obstipation-429393.html (letzter Aufruf: 22.09.2022).
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