Darmkrebsvorsorge bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
Die Diagnose Darmkrebs kann jeden Menschen betreffen. Als Betroffene*r einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) solltest du dich jedoch noch stärker mit dem Thema und einer entsprechenden Vorsorge auseinandersetzen. Der Grund dafür sind die chronisch auftretenden Entzündungen im Verlauf deiner CED, die die Entstehung von Tumoren begünstigen und somit das Krebsrisiko gegenüber gesunden Menschen erhöhen können.
Betroffen ist hierbei vor allem der Dickdarm und somit vorwiegend Patient*innen mit Colitis ulcerosa (CU), da diese Form der CED im Gegensatz zu Morbus Crohn (MC) ausschließlich im Dickdarm auftritt. Aber auch Betroffene mit MC sind einem erhöhten Risiko für das sogenannte kolorektale Karzinom ausgesetzt, wenn sich die Entzündungen vorwiegend im Dickdarm ausbreiten (Crohn-Colitis; CC). In Summe ist das Risiko für CED-Betroffene an Dickdarmkrebs zu erkranken gegenüber der Normalbevölkerung fast doppelt so hoch. Seltene Fälle von Dünndarmkarzinomen betreffen ausschließlich Patient*innen mit MC. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie sich die Krankheitsbilder CU und MC unterscheiden, so lohnt es sich einen Blick in den Artikel Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa? Wo liegt eigentlich der Unterschied? zu werfen.
Verschiedene Faktoren begünstigen Darmkrebsrisiko bei CED
Wie hoch das Krebsrisiko bei CED ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bereits länger bekannt ist, dass bei langjähriger Dauer einer CED, bei starker Ausbreitung im Darm sowie bei erhöhter Schwere des Krankheitsverlaufs und häufigen Entzündungsschüben, sich die Gefahr für die Bildung von Tumoren erhöht.. In einer umfassenden Auswertung von CED-Patient*innendaten wurden aktuelle Erkenntnisse zusammengetragen und folgende Risikofaktoren identifiziert:
- Ein erhöhtes Risiko besteht demnach – wie bislang bereits bekannt – bei langjähriger Erkrankungsdauer und erhöhter Schwere der CED – beispielsweise, wenn sich die CU über den gesamten Dickdarm ausbreitet und eine sogenannte Pankolitis vorliegt.
- Auch besteht ein erhöhtes Risiko, wenn bereits gutartige Geschwülste oder postentzündliche Polypen im Darm gefunden wurden, der Darm verengt (Darmstenosen) ist oder eine Entzündung der Gallengänge (primär sklerosierende Cholangitis) vorliegt.
- Wenn du die Diagnose MC erhalten hast, ist die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, etwas geringer als bei CU, aber immer noch höher als bei der Normalbevölkerung.
- Aber auch die Gene spielen eine Rolle: Falls bei nahen Verwandten bereits früh Darmkrebs entdeckt wurde, ist das eigene Risiko ebenfalls höher.
- Ein leicht erhöhtes Risiko besteht zudem für das männliche Geschlecht, bei Patient*innen im erhöhten Alter, bei einer angeborenen fehlerhaften Verteilung des Erbguts (Aneuploidie) sowie im Falle eines verkürzten Darms nach wiederholten chirurgischen Eingriffen (Darmresektionen bei CED).
Vorsorgekoloskopie schützt
Im Frühstadium ist Darmkrebs heutzutage sehr gut behandelbar. Im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) können Krebsvorstufen früh erkannt und entfernt werden. Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen sind daher insbesondere für Betroffene mit einer CED wichtig. Wie regelmäßig diese durchgeführt werden sollten, hängt von deinem individuellen Darmkrebsrisiko ab. Medizinische Behandlungsleitlinien für CU und MC empfehlen in Abhängigkeit von der Menge vorliegender zuvor genannter Risikofaktoren folgende Regelmäßigkeit bei der Darmkrebsvorsorge:
Darmkrebsrisiko |
Regelmäßigkeit empfohlener Darmspiegelungen (Kontrollkoloskopien) |
hoch |
jährlich |
mittel |
alle zwei bis drei Jahre |
gering |
alle vier Jahre |
Wenn bei dir zusätzlich eine Entzündung der Gallengänge bzw. eine primär sklerosierende Cholangitis festgestellt wurde, ist besondere Vorsicht angebracht. In diesem Fall wird generell eine Aufnahme des/der Betroffenen in ein jährliches Überwachungskoloskopie-Programm empfohlen. Ob bei MC zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen empfohlen werden, hängt davon ab, wo genau der Verdauungstrakt entzündet ist. Zeigt sich MC überwiegend im Dickdarm, sollten bei gleichen Risikofaktoren auch die gleichen Untersuchungsabstände wie bei CU gewählt werden.
Sollte bei dir schon längere Zeit keine Koloskopie mehr durchgeführt worden sein, so solltest du deinen Gastroenterologen bzw. deine Gastroenterologin darauf ansprechen. Im Rahmen einer Vorsorgekoloskopie kann er bzw. sie gleichzeitig den Entzündungszustand deiner Darmschleimhaut kontrollieren und somit besser beurteilen, wie gut deine aktuelle CED-Therapie wirkt.