Zusammenhang zwischen Lungenerkrankungen und Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Husten, Kurzatmigkeit oder Atemnot – seit der Pandemie wird man bei diesen Symptomen schnell hellhörig. Doch würdest du einen Zusammenhang mit deiner chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) vermuten? Tatsächlich können Lungenerkrankungen als extraintestinale Manifestation (EIM) der CED – also Beschwerden außerhalb des Verdauungstrakts – einhergehen. EIMs sind vielfältig und häufig: Bei bis zu 50 % der CED-Patient*innen treten sie auf, wobei fast jedes Organsystem betroffen sein kann – am häufigsten zeigen sich EIMs an Gelenke, Haut oder Augen.1 Du fragst dich, welche Augenprobleme häufig bei CED-Betroffenen auftreten können? Dann wirf einen Blick in den Artikel Lass deine CED nicht ins Auge gehen.

Welche Lungenprobleme können zusätzlich zur CED auftreten?

Die Lungenmanifestationen, die bei CED-Betroffenen zusätzlich zur Darmerkrankung auftreten können, umfassen ein weites Spektrum. Sowohl die Atemwege als auch das Lungengewebe können hierbei betroffen sein, wobei Entzündungen der Bronchien am häufigsten sind – wie chronische Bronchitis und Bronchiektasen (Aussackungen der Bronchien in der Lunge). Aber auch eine Sarkoidose oder Lungenembolie können im Zusammenhang mit einer CED stehen.2,3,4 Eine Lungenbeteiligung ist bei CED-Patient*innen eher selten, doch ist es schwer zu sagen, wie viele tatsächlich unter einer Lungenerkrankungen als EIM leiden. Denn häufig wird die Lungenbeteiligung übersehen – insbesondere, wenn die Symptome bereits vor der CED-Diagnose aufgetreten sind. Zudem macht es die Vielfältigkeit der Lungenerkrankungen schwer, sie klar als EIM zu identifizieren und von einer eigenständigen Lungenerkrankung abzugrenzen.4 Bei CED-Patient*innen muss außerdem ausgeschlossen werden, dass die Lungensymptome nicht durch die CED-Behandlung hervorgerufen werden. So können einige CED-Betroffene aufgrund einer immunsupprimierenden Behandlung anfälliger für Krankheitserreger sein, die z. B. eine Lungenentzündung auslösen.2

Lunge – Darm: Wie hängt das zusammen?

Doch wieso besteht überhaupt ein Zusammenhang zwischen bestimmten Lungenerkrankungen und Morbus Crohn bzw. Colitis ulcerosa? Diese Frage ist noch nicht eindeutig geklärt. Einige Forschende vermuten den Ursprung darin, dass die Darm- und Lungenzellen während der Embryonalentwicklung aus denselben Vorläuferzellen hervorgehen, bevor sie sich in die spezialisierten Zellen weiterentwickeln. Das könnte auch die Gemeinsamkeiten zwischen Darm- und Lungengewebe erklären – beide spielen z. B. für die Abwehr von Krankheitserregern eine wichtige Rolle oder können an der Entstehung entzündlicher Erkrankungen beteiligt sein.3,4 
Wie so häufig bei EIMs besteht auch zwischen den möglichen Lungenerkrankungen und der CED eine wechselseitige Beziehung: Nicht nur bei den CED-Patient*innen ist das Risiko für Lungenerkrankungen erhöht – auch andersherum kann bei Betroffenen von Lungenerkrankungen wie COPD (chronisch obstruktiver Lungenerkrankung) ein höheres CED-Risiko bestehen.2

Treten Symptome wie Husten, Atemnot oder Kurzatmigkeit bei CED-Patient*innen auf, sollte eine genaue Prüfung erfolgen. Dafür können Untersuchungen wie eine Computertomografie, Lungenfunktionsuntersuchung oder Bronchoskopie zum Einsatz kommen.1 Es ist wichtig, dass die CED-bedingte Lungenerkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird, bevor es zu dauerhaften Schäden an der Lunge kommt. Welche Therapie dabei für die Lungenerkrankung bei den CED-Betroffenen in Frage kommt, hängt von der Art der Erkrankung und den Symptomen ab. Steroide, die das Ausmaß und den Schweregrad der Symptome beeinflussen, können hier beispielsweise genutzt werden – doch muss hier individuell mit den behandelnden Ärzt*innen besprochen werden, welche Behandlungsoption die passende ist.2,4 Steroide können auch zur CED-Behandlung eingesetzt werden. Weshalb bei einer dauerhaften Behandlung Vorsicht geboten sein sollte, erfährst du in unserem Artikel Steroidabhängigkeit: Wenn aus einem kurzen Vor- ein langer Nachteil wird. Aber auch andere Medikamente, die bei der CED-Behandlung zum Einsatz kommen, können bei einer Lungenerkrankung von Vorteil sein.4

Sprich dein Behandlungsteam an, wenn du Lungensymptome bei dir bemerkst – doch keine Sorge, Lungenerkrankungen als CED-EIM sind wie gesagt eher selten.

Patientenrecht Kompakt

Patientenrecht kompakt (Teil 4): Krankheit contra Karriere

Patientenrechte dienen dem Schutz des Patienten. Dies gilt nicht nur für den Erhalt von Gesundheitsleistungen zum Schutz der Gesundheit des Patienten, sondern auch für die Sicherung des Lebensunterhalts im Krankheitsfall. Gerade bei schwerwiegenden und chronischen Erkrankungen, wie etwa den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), sind Betroffene im Falle eines Ausfalls in Ausbildung oder Beruf häufig auf eine rechtliche und finanzielle Absicherung angewiesen. In diesem Teil des Spezials „Patientenrecht kompakt“ möchten wir dir daher hilfreiche Informationen zu diesem wichtigen Thema liefern.

CED als Eltern

Elternsein #TrotzCED – Mamasein mit Colitis ulcerosa

Im zweiten Teil der Reihe „Elternsein #TrotzCED“ betrachten wir vor allem das familiäre Umfeld der Protagonistin dieses Artikels Ellen. Von ihr wollten wir erfahren, wie ihre Tochter mit ihrer Erkrankung umgeht und wie sie sie dabei unterstützt. Ellen ist Mutter und ist von einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) betroffen. Nach der Geburt ihrer Tochter, erhielt sie die Diagnose Colitis ulcerosa. Darauf folgten ein mehrjähriger Schub, diverse Krankenhausaufenthalte und die Entfernung des Dickdarms.

„Kollegen, ich muss euch was sagen.“ – Offenheit am Arbeitsplatz

„Unsichtbare Erkrankungen“, dazu zählen auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, sind für Außenstehende oftmals nicht auf den ersten (oder zweiten) Blick erkennbar. Nichtsdestoweniger nimmt CED einen großen Einfluss auf das alltägliche Leben von Betroffenen. Davon kann das Berufsleben natürlich nicht ausgeklammert werden. Gerade in einer Schubphase kann es beispielsweise zu vermehrten Krankheitstagen kommen. Eine zusätzliche Belastung kann dabei entstehen, wenn Kollegen*innen und Arbeitgeber*innen nicht über den Hintergrund, also deine CED, Bescheid wissen.