Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa? Wo liegt eigentlich der Unterschied?

Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa?

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) stellen einen Sammelbegriff für schubweise wiederkehrende oder kontinuierlich auftretende, entzündliche Veränderungen des Darms dar. Konkreter verbergen sich dahinter im Wesentlichen zwei verschiedene Krankheitsbilder – Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU). Aktuell sind in Deutschland etwa 150.000 Menschen an MC und 180.000 an CU erkrankt – Tendenz steigend. Nur vereinzelt, bei einer speziellen Form chronisch auftretender Entzündungen im Bereich des Dickdarms lautet am Ende die Diagnose nicht MC oder CU. In etwa 10 % der Fälle handelt es sich dann um eine sogenannte Colitis indeterminata.

Woran MC und CU zu erkennen sind

Wird eine CED diagnostiziert, so stellt sich in der Regel also nur die Frage: Ist es MC oder ist es CU? Doch worin unterscheiden sich diese beiden Hauptformen der CED eigentlich?

Zunächst einmal gibt es einen konkreten Unterschied bei den Bereichen des Darmes wo MC und CU auftreten können. MC kann theoretisch im ganzen Verdauungstrakt entstehen – vom Mund bis zum Anus – tritt in den meisten Fällen jedoch im Dünn- und Dickdarm oder beim Übergang vom Dünn- zum Dickdarm auf, wo man vom ileozökalen MC spricht. Im Gegensatz hierzu ist CU die Form der CED, die nur den Dick- und Enddarm (Rektum) betrifft.

Während bei MC alle Schichten der Darmwand entzündet sein können, finden bei CU Entzündungsreaktionen ausschließlich in der obersten Schicht der Darmwand – der Darmschleimhaut bzw. der Dickdarmschleimhaut – statt. Durch die teils tief ins Gewebe eindringenden Entzündungen bei MC kann die Darmwand im weiteren Krankheitsverlauf zunehmend verdicken und es können Engstellen im Darm, sogenannte Stenosen, entstehen. Auch besteht das Risiko der Bildung von Abszessen oder Fisteln bei MC, wenn sich die Entzündung weiter ausbreitet und eitrige Verbindungsgänge im Gewebe, v.a. im Bereich des Anus, entstehen.

Ein weiterer Unterschied zwischen MC und CU besteht darin, wie sich die Erkrankung im Verlauf im Darm ausbreitet. Bei MC können nach und nach an verschiedenen Stellen im Darm neue Entzündungsherde entstehen. Die Erkrankung breitet sich nicht durchgängig aus und gesunde und entzündete Darmabschnitte können sich abwechseln – man spricht hier von einem diskontinuierlichen Verlauf.  CU wiederum tritt immer zu Beginn im Bereich des Enddarms auf. Von hier aus breitet sich CU kontinuierlich darmaufwärts weiter aus. Ist nur der Bereich des Enddarms von CU betroffen, so spricht man von einer Proktitis. Haben die Entzündungen auch den angrenzenden linken Teil des Dickdarms erreicht, so wird dies als Linksseitenkolitis bezeichnet. Hat sich die CU bei einem besonders schweren Verlauf über den kompletten Dickdarm verteilt und das Dünndarmende ist bereits entzündet, dann verwenden die Mediziner den Begriff der Pankolitis bzw. der Backwash-Ileitis.

Nachfolgende Abbildung zeigt dir die unterschiedlichen Befallsmuster und wie sich MC und CU im Krankheitsverlauf im Darm und in der Darmwand ausbreiten: 
 

Wo die Gemeinsamkeiten von MC und CU liegen

Auf welchem Wege MC und CU entstehen, konnte bislang noch immer nicht zweifelsfrei aufgeklärt werden. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass die erbliche Veranlagung, verschiedene Umweltfaktoren oder eine Störung der Darmflora (Dysbiose) die Entstehung beider Krankheiten begünstigen können. Einen Einblick, welche Faktoren die Wissenschaft als Auslöser von MC und CU untersucht und identifiziert hat, bietet dir der Artikel Von Stadtleben bis Tee-Konsum – die (un-)erwarteten möglichen Einflussfaktoren bei CED.

Doch nicht nur bei der Art ihrer Entstehung ähneln sich beider Krankheitsbilder, auch die mit MC und CU verbundenen Symptome und Beschwerden sind vergleichbar:

  • Symptome MC: v.a. dünnflüssiger Stuhl, anhaltende Bauchschmerzen, Blähungen, Fieberschübe, Übelkeit, Krämpfe, Fatigue, extraintestinale Manifestationen, ggf. Fistel-Beschwerden
  • Symptome CU: v.a. Durchfälle mit Schleim- und Blutbeimengungen, krampfartige Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Fatigue, extraintestinale Manifestationen

Wenn du etwa mehr darüber erfahren möchtest, was es mit den sowohl bei MC als auch CU auftretenden extraintestinalen Manifestationen auf sich hat, so empfiehlt sich einen Blick in den Beitrag Lass deine CED nicht ins Auge gehen zu werfen.
 

Wie MC und CU behandelt werden kann   

Die CED-Therapie beruht auf vergleichbaren Prinzipien und verfolgt ähnliche Ziele. Sowohl bei MC als auch CU steht eine Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten und der langfristige Erhalt der Remission ohne die Behandlung mit Steroiden im Vordergrund. Im Falle besonders schwerer Krankheitsverläufe, wenn die Entzündungen nicht mehr allein mit Medikamenten zu behandeln sind, können chirurgische Eingriffe zum Entfernen der betroffenen Darmbereiche erforderlich werden. Im Falle von CU ist durch eine sogenannte Proktokolektomie mit ileoanaler Pouchanlage, bei der der komplette Dick- und Enddarm entfernt wird, sogar der Erhalt einer guten Lebensqualität möglich. Erfordern schwere Krankheitsverläufe bei MC das wiederholte Entfernen von Darmabschnitten kann dies zum Risiko eines Kurzdarmsyndroms führen. Was dies bedeutet kannst du in dem Artikel Das Kurzdarmsyndrom als Folge von Morbus Crohn nachlesen. Wenn du mehr über die Möglichkeiten der Therapie deiner CED erfahren möchtest, dann sprich am besten mit deinem Gastroenterologen bzw. deiner Gastroenterologin darüber.