Der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr (Schopenhauer A.)
Wir verschlafen fast ein Drittel unseres Lebens.1,2 Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren heißt das: Ungefähr 27 Jahre lang sind wir mit Schlafen beschäftigt.3 Nun könnte man auf die Idee kommen, den Schlaf als lästige Zeitverschwendung anzusehen. Vor allem in unserer Leistungsgesellschaft gehören lange Arbeitstage und wenig Erholung zum guten Ton. Eine Einstellung, die hohe Gesundheitsrisiken mit sich bringt. Denn ein erholsamer Schlaf ist, genauso wie das Atmen und Essen, wichtig für einen gesunden und funktionierenden Organismus.4 Die Folgen von zu wenig Schlaf oder Schlafstörungen sind vielfältig und können die Lebensqualität erheblich einschränken.4,5 Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, können Schlafstörungen häufig auftreten.
Schlummern für Körper & Geist
Warum wir eigentlich schlafen, ist noch nicht vollständig geklärt. Eins ist aber klar: Das regelmäßige Schlummern ist lebensnotwendig, um wichtige Regenerationsprozesse für Körper und Geist zu steuern. So führt das Gehirn bei Nacht beispielsweise „Aufräumarbeiten“ durch und schafft dabei Platz für neue Informationen.4 Dadurch können am nächsten Tag neue Sinneseindrücke verarbeitet und gespeichert werden.
Kommt es zu Schlafstörungen, wie z. B. Einschlaf- oder Durchschlafstörungen, kann die Gesundheit darunter leiden. Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen und Herzinfarkte sind nur einige Beispiele für mögliche Folgen von Schlafstörungen.1,2,4
#TrotzCED durchschlafen
Aktuelle Studien belegen einen Zusammenhang zwischen CED und Schlafstörungen: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können dir den Schlaf rauben.1 Als Ursache werden entzündungsfördernde Botenstoffe vermutet, die deine innere Uhr durcheinanderbringen und so die Nachtruhe stören.1 Natürlich kann auch ein akuter Schub zu Schlafstörungen führen, denn die Beschwerden und die ständigen Toilettengänge verhindern das so wertvolle Durchschlafen, welches dir eigentlich die Energie für den nächsten Tag liefern sollte. Stattdessen bist du müde, unkonzentriert und kraftlos.1 Dabei spielt Schlaf bei CED eine besonders wichtige Rolle: Schläfst du ausreichend und gut, kann dies dazu beitragen, dass deine Lebensqualität besser ist und gastrointestinale Beschwerden gelindert werden.6
In den meisten Fällen können dir bei Schlafstörungen schon ein paar einfache Tipps helfen:7
Die richtigen Voraussetzungen schaffen: Bequemes Bett, abgedunkelter und ruhiger Raum, eher kühle Temperaturen (zwischen 16-18 °C) im Schlafzimmer
Möglichst auf üppige Mahlzeiten oder kleine „Betthupferl“ vor dem Schlafengehen verzichten. Das kann deinem Körper helfen, in den Dämmer- und nicht den Verdauungsmodus zu wechseln.
Nikotin, Alkohol und Koffein sind Stimulanzien, deinen Körper nicht gut zur Ruhe kommen lassen und ihn vom erholsamen Schlaf ablenken können. Daher lieber keine Gute-Nacht-Zigarette, keinen alkoholhaltigen Schlummertrunk und natürlich auch keinen Energy-Drink oder Kaffee vor dem Zubettgehen
Regelmäßige sportliche Aktivitäten können sich positiv auf die Gesundheit auswirken und müde machen. Allerdings solltest du einen gewissen Zeitraum zwischen dem Schwitzen und Schlafen einplanen, da eine sportliche Tätigkeit erst mal eine aufputschende und wachmachende Wirkung haben kann.
Es wird vermutet, dass die Nutzung von Smartphones und Laptops vor dem Einschlafen zu einem unruhigeren Schlaf führen kann.8 Auch wenn das Ob bzw. das Warum noch nicht ganz geklärt sind – versuche es doch mal mit einem Blick in ein Buch, statt auf den Bildschirm.
Stress und Probleme im Privat- und Berufsleben sind für viele Menschen die Hauptursache für Schlafprobleme.9 Negative Gedanken im Hinterkopf führen zu unzähligen Einschlafversuchen. Aus diesem Grund ist es wichtig, diese Unannehmlichkeiten nicht mit ins Bett zu nehmen, sondern aktiv und bewusst nach Strategien zum Stressmanagement zu suchen und den Alltag stressfreier zu gestalten. Verschiedene Entspannungstechniken können dir dabei helfen, im stressigen Alltag zur Ruhe zu kommen.
Gut zu wissen: Fühlst du dich auch in deiner schubfreien Zeit ständig müde und kraftlos, könnte das auf eine selbstständige Erkrankung hinweisen: Die Fatigue. Darum solltest du bei länger andauernden Erschöpfungsphasen mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt darüber sprechen. Mehr zum Thema Fatigue findest du im Beitrag Fatigue: Wenn Körper und Geist bei CED streiken.
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