CED und Inkontinenz

Inkontinenz – wenn du das Wort hörst, denkst du wahrscheinlich zuerst an Blasenschwäche.  Doch es gibt auch die sogenannte Stuhlinkontinenz, in der Betroffene unfreiwillig harten oder weichen Stuhl verlieren.1 Vielleicht fragst du dich, was das alles mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) zu tun hat. Untersuchungen zeigen, dass im Schnitt bei ca. 37% der Betroffenen die CED von einer Stuhlinkontinenz begleitet wird.1 Zum Vergleich: In der Allgemeinbevölkerung liegt die Häufigkeit bei ca. 18 %.2 

Durchfall oder Inkontinenz – was ist der Unterschied?

Doch wie kann man feststellen, ob man Durchfall hat – eines der Hauptsymptome von CED und bei etwa 80 % aller Betroffenen vorkommend3 – oder unter Inkontinenz leidet? Hier ein Überblick dazu:

Kurz gesagt verursachen vor allem anatomische Besonderheiten (z. B. Fehlbildungen, Schädigungen von Muskeln) oder Schädigungen von Nerven (Empfindungsstörungen)4 eine Stuhlinkontinenz, während beim Durchfall vor allem aufgenommene „Schadstoffe“ (z. B. unverträgliche Nahrung, schädliche Bakterien, Nebenwirkungen von eingenommenen Medikamenten)5 den Stuhl wässrig-breiig machen.

Stuhlinkontinenz kann besonders für Morbus Crohn Patient*innen mit Analfisteln ein Thema sein.6 Dabei können Operationen, wie eine Fistelspaltung, notwendig werden, in deren Folge, abhängig vom Ausmaß der Schädigung des Schließmuskels, eine Stuhlinkontinenz entstehen kann.6 

Mehr Informationen zu diesem Thema bietet auch der Artikel Wenn die nächste Toilette nicht nah genug ist

Tipps für eine schonende Sitzhaltung bei Fisteln findest du zudem in dem Beitrag Fisteln mit der richtigen Einstellung und Sitzhaltung begegnen.

Was tun gegen Inkontinenz?

Die Stuhlinkontinenz ist für die Betroffenen nicht nur ein hygienisches Problem, sondern auch ein soziales.7 Betroffene können daran verzweifeln und ziehen sich zurück – auch das Selbstwertgefühl leidet darunter.7

Doch es gibt verschiedene Therapieansätze, womit einer Stuhlinkontinenz begegnet werden kann:

  • Physiotherapeutisch kann durch ein gezieltes Muskeltraining des Beckenbodens und des Sphinkterapparates (Schließmuskel) beides stabilisiert werden.4 

  • Medikamente, die dazu führen, dass das Essen den Darm langsamer passiert und mehr Flüssigkeit zurückgehalten wird, können dazu beitragen, dass der Stuhl mehr eindickt und so weniger oft die Toilette aufgesucht werden muss.4

  • Operative Maßnahmen sind nur in seltenen Fällen angebracht.4 

Für den Alltag können folgende Hilfsmittel und Tipps eine Erleichterung bei Inkontinenz bieten:

  • PVC-Slips, die auch gewaschen werden können und für schwere Stuhl- und Urininkontinenz geeignet sind,

  • Inkontinenz-Slips, die eine integrierte Saugeinlage besitzen, antibakteriell und geruchshemmend sind,

  • Inkontinenz-Windeln, die mit Klettverschluss leicht anzuziehen und waschbar sind,

  • Inkontinenzvorlagen, die keine Klebestreifen besitzen und in einer Fixierhose getragen werden müssen; sie eignen sich für die Versorgung mittlerer bis schwerster Harn- und Stuhlinkontinenz

  • Speziell für Männer ist zu beachten: Nicht in jeder Männertoilette gibt es Mülleimer; daher immer einen Beutel mitnehmen, um die Inkontinenzprodukte darin verpacken zu können.

Wenn es bereits passiert ist, können folgende Tipps hilfreich sein: 

  • Oversize-Pullis oder lange Pullis helfen, „kritische“ Stellen (nach einem Missgeschick) zu verdecken.

  • Kleidertausch: Immer Kleidung mitführen, um sich im Notfall umziehen zu können

Mehr praktische Hinweise gibt es auch im Artikel Finde den Schlüssel zu einem sorgenfreien Leben

Ärzt*in-Patient*in-Gespräch bei Inkontinenz

Solltest du den Verdacht haben, dass du unter einer Inkontinenz leiden könntest, solltest du – wie bei allen anderen Themen rund um die Krankheit – auch hier keine Scheu haben, das Thema mit deinem Arzt bzw. deiner Ärztin zu besprechen. Kein einfacher Gang, der sich aber lohnt, um Gewissheit und Hilfe zu bekommen. Dein*e Ärzt*in kann dir dann Tipps geben und ggf. Hilfsmittel verschreiben, damit du nicht alle Kosten für Einlagen, Windeln & Co selbst tragen musst. Zusätzlich kannst du dich zu den einzelnen Produkten auch in Apotheken beraten lassen.

Wichtig: Viele Betroffene bekommen von den Kassen nur günstige Inkontinenzprodukte (Hilfsmittel) bezahlt, die oft nicht die gewünschte Saugleistung besitzen. Daher können sie sich bei Streit um die Hilfsmittel mit der Krankenkasse auch an die Verbraucherzentralen wenden, die dort spezialisierte Patient*innen-Beratung anbieten.8 Als Betroffener kann man sich auch an den Selbsthilfeverband Inkontinenz e. V. wenden, der u. a. Tipps zur Hilfsmittelversorgung gibt.9

Das Ärzt*in-Patient*in-Gespräch bei Inkontinenz und angrenzende Themen werden ebenfalls in dem Artikel Wenn die nächste Toilette nicht nah genug ist beleuchtet.
 

„Hormonelle Verhütung #TrotzCED“ – Tipps von der Spezialistin

Verhütung ist ein Thema, mit dem sich vor allem junge Frauen in besonderer Weise beschäftigen. Bei der großen Auswahl an Verhütungsmethoden ist es nicht ganz einfach, die richtige Wahl zu treffen. Wenn dann aufgrund einer Grunderkrankung wie einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) weitere Aspekte beachtet werden müssen, ist das persönliche Gespräch mit dem*der Ärzt*n ein wichtiger Schritt. 

Das nachfolgende Interview mit Frau Prof. Dr. Julia Seiderer-Nack, Fachärztin für Innere Medizin und Ernährungsmedizin und Professorin an der KSH München, hat den Schwerpunkt Verhütung bei CED. Rund 80 % ihrer Patient*innen, die sie in ihrer internistischen Praxis behandelt, leiden an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung und können sich in der Spezialsprechstunde beraten lassen.

Frage: Liebe Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack, wie alt sind Ihre Patientinnen und Patienten im Mittel, die Sie in Ihrer Praxis betreuen und welche Fragen beschäftigen Ihre Patient*innen?

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Wir haben eine gemischte Altersstruktur: Zu uns kommen viele junge Frauen (und Männer) mit CED im Alter von 16-30 Jahren mit Fragen zu Verhütung, Sexualität und Kinderwunsch; ebenso gibt es aber auch ältere Patient*innen mit CED, die unsere Praxis wegen des ganzheitlichen Behandlungsansatzes, z. B. bei Wechseljahresbeschwerden, aufsuchen. Konkret bedeutet dies, dass wir neben Diagnostik und schulmedizinischer Therapie auch die Themen Ernährungsmedizin, Naturheilkunde und Ansätze der traditionellen chinesischen Medizin in die Behandlung der CED einfließen lassen.

Frage: Was sollten Patientinnen bei der Wahl eines Verhütungsmittels beachten? 

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Nicht jedes Verhütungsmittel ist für jede Patientin geeignet. Die Pille ist eines der sichersten Verhütungsmittel und die einfache Anwendung sehen gerade junge Patientinnen als Vorteil. Der Wirkstoff wird oral eingenommen und gelangt dann über den Dünndarm in den Blutkreislauf, wodurch die empfängnisverhütende Wirkung gegeben ist. Bei CED-Betroffenen gibt es aber einige Besonderheiten, die beachtet werden müssen: Durchfall, eine beschleunigte Magenpassage, das Befallsmuster der Erkrankung und die Stärke der Entzündung können die Wirkstoffaufnahme reduzieren oder verhindern und so die Wirkung der Pille mindern bzw. sie wirkungslos machen. Inwieweit die Pille für eine CED-Betroffene geeignet ist, muss individuell entschieden werden und zusätzlich mit dem behandelnden Gynäkologen bzw. der behandelnden Gynäkologin geklärt werden. Außerdem besteht, wie auch bei anderen hormonellen Verhütungsmethoden die Möglichkeit einer Thrombose.“

Frage: Und wie sieht es mit Ovulationshemmern in Form eines Rings oder Pflasters aus?

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Das kann für manche Patientinnen eine gute Alternative sein. Generell sollte man, wie gerade schon angesprochen, bei hormonellen Verhütungsmitteln jedoch beachten, dass diese mit einem erhöhten Thromboserisiko einhergehen können. Auch für CED-Betroffene kann aufgrund ihrer Grunderkrankung ein erhöhtes Thromboserisiko bestehen.“ 

Frage: Das klingt, als würde die CED-Therapie die Wahl des Verhütungsmittels einschränken…

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Das kann man nicht allgemein formulieren. Bei der medikamentösen Behandlung einer Grunderkrankung wie CED, muss immer berücksichtigt werden, dass der verabreichte Wirkstoff zur Therapie der CED bestimmte Organe beeinträchtigen kann. Ein Verhütungsmittel kann unter Umständen ein Organ wie die Leber zusätzlich belasten oder sich negativ auf die Knochendichte auswirken. Das alles spielt bei der Wahl des Verhütungsmittels eine Rolle und muss bei jeder Patientin individuell berücksichtigt werden. Insbesondere wenn die hormonelle Verhütung in einer bestimmten Krankheitsphase zu einer zusätzlichen Belastung wird, ist es wichtig, den Patientinnen Alternativen aufzuzeigen. In jedem Fall sollten auch sexuell übertragbare Krankheiten und der Schutz vor ihnen Teil des Gesprächs sein.“

Frage: Bei der Verhütung sollten ja beide Partner ihren Anteil haben…

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Das stimmt. Eine Beratung über Verhütungsmethoden sollte als eine partnerschaftliche Aufgabe gesehen und die Entscheidung über die Art der Methoden von beiden Partnern gemeinschaftlich getroffen werden.“

Vielen Dank Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack für dieses Gespräch.

Ein Fall für die Remission: Gut verträgliche Obst- und Gemüsesorten bei CED

Kulinarische Genüsse wie Salate oder Beeren-Snacks können eine leichte und vitaminreiche Alternative zu einer warmen (Mittags-)Speise sein. Allerdings vertragen Betroffene einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED), selbst solche „leichten“ Speisen nicht immer gleich gut. Trotzdem musst du als CED-Betroffener auch keine "CED-Diät" halten. Was also tun?

Checkliste für einen entspannten Urlaub #TrotzCED

Checkliste für einen entspannten Urlaub #TrotzCED