CED und Rauchen

Zu Beginn ein kleines Ratespiel: Ich bin für etwa 80-90 % aller Lungenkrebsfälle verantwortlich.1 Ich bin in der Lage, jedes Organ in deinem Körper zu schädigen. Ich verkürze dein Leben um durchschnittlich bis zu 10 Jahre.1,2 Ich bin neben mangelnder Bewegung und ungesunder Ernährung eine wichtige vermeidbare Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die wichtigste vermeidbare Ursache für Todesfälle.1,3,4 Ich kann deine Schubrate bei Morbus Crohn erhöhen und den Verlauf der Erkrankung ungünstig beeinflussen.5,6 Na, wer oder was bin ich? Richtig. Die Zigarette. 

Stinkig und schädlich: Tabakrauch 

Der Tabakrauch ist ein Giftgemisch. Er verringert die Lebenserwartung, egal in welchem Alter wir mit dem Rauchen anfangen.1 Etwa 4800 Substanzen befinden sich im Tabakrauch, von denen mindestens 250 giftig oder krebserzeugend sind.7 Trotzdem raucht in Deutschland immer noch ca. jeder 5. Mensch ab 15 Jahren.8 Kaum zu glauben, wenn man die Gesundheitsschäden kennt, die der Glimmstängel verursachen kann. Eine Auflistung aller Risiken und Gefahren würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Krebs ist die häufigste Todesursache bei Rauchern*innen.9 Kein Wunder, denn Rauchen verursacht mindestens 12 Krebsarten, darunter vor allem Lungenkrebs, Speiseröhrenkrebs und Kehlkopfkrebs.8  Aber auch die Atemwege, das Herz-Kreislauf-System, der Stoffwechsel, die Zähne oder die Fruchtbarkeit können vom blauen Dunst Schaden nehmen.8 Kurzum: Rauchen kann in fast jedem Organ Unheil anrichten.

Rauchstopp – ein wichtiger Baustein bei der Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

So auch im Darm. Vielen Raucher*innen, die an Morbus Crohn leiden, ist der negative Einfluss des Rauchens auf ihre Erkrankung gar nicht bewusst. Doch es gibt zahlreiche Studien, die ihn belegen. 

Rauchen bei Morbus Crohn kann zu

  • mehr Schüben,

  • mehr Komplikationen,

  • höherem Medikamentenverbrauch,

  • einer höheren Wahrscheinlichkeit, eine Erhaltungstherapie zu benötigen,

  • höherem Operationsrisiko und

  • einer Verschlechterung der Lebensqualität führen.6,10,11,12

Dabei spielt es keine Rolle, ob viel oder wenig, d. h. weniger als 10 Zigaretten am Tag, geraucht wird.6  Außerdem kann das Rauchen das bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ohnehin schon gesteigerte Risiko an Darmkrebs zu erkranken zusätzlich erhöhen.13 Abgesehen vom inneren Schweinehund spricht also nichts für das Weiterrauchen. Die Rauchentwöhnung sollte einer deiner ersten Schritte sein, wenn du deine Erkrankung in den Griff bekommen möchtest.

Erste Erfolge schon nach 24 Stunden ohne Glimmstängel

Mit dem Rauchen aufzuhören, ist für viele Raucher*innen unvorstellbar. Viel zu sehr hängen Emotionen und Routine an dem treuen, stinkigen Begleiter. Doch ein Rauchstopp kann dir und deinem Körper nur guttun. Abgesehen davon, dass du langfristig deinen Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kannst, machen sich schon wenige Stunden nach Beendigung des Rauchens Veränderungen bemerkbar:14,15

  • Nach 24 Stunden: Dein Herzinfarkt-Risiko geht schon leicht zurück.

  • Nach 2 Wochen bis 3 Monaten: Dein Kreislauf und deine Lungenfunktion verbessern sich.

  • Nach 1 bis 9 Monaten: Deine Infektionsgefahr, deine Hustenanfälle und deine Kurzatmigkeit gehen zurück.

  • Nach 5 bis 15 Jahren: Dein Risiko für einen Schlaganfall ist auf das einer Nichtraucherin bzw. eines Nichtrauchers gesunken.

  • Nach 10 Jahren: Dein Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, ist um 50 % gesunken.

  • Nach 15 Jahren: Dein Risiko für eine koronare Herzkrankheit ist so niedrig wie die einer lebenslangen Nichtraucherin bzw. eines lebenslangen Nichtrauchers.

Du siehst: Es lohnt sich immer, mit dem Rauchen aufzuhören bzw. erst gar nicht damit anzufangen. Dein Körper, deine Familie und deine Freund*innen werden es dir danken. Auf dem Portal rauchfrei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung findest du mehr Informationen zum Thema Rauchstopp und hilfreiche Tipps, wie man den Glimmstängel für immer zur Seite legen kann. Wenn du zu den Menschen gehörst, die vor allem in stressigen Situationen rauchen, hilft dir vielleicht ein Blick in den Beitrag Für ein besseres Bauchgefühl: Achtsamkeit bei CED. Dort haben wir für dich zusammengestellt, wie du durch achtsamkeitsbasierte Stressreduktion gut auf dich achten kannst.

Also worauf wartest du noch? Weg mit der miefigen Fluppe!

Übrigens: auch wenn die Auswirkungen von E-Zigaretten auf die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bislang noch nicht ausführlich untersucht wurden, gibt es Hinweise darauf, dass E-Zigaretten die Darmbarriere beeinträchtigen und Entzündungen im Darm auslösen können.16 Also solltest du deinem Darm zuliebe auch davon die Finger lassen.

Ein bisschen zu viel Plastik?! Bisphenol-A und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

In der Studie konnte gezeigt werden, dass die Gabe von BPA eine Veränderung der Aminosäuren-Zusammensetzung im Dickdarm hervorrufen kann und dass damit ggf. eine Verschlimmerung der Dickdarm-Entzündung einhergeht.2 Allerdings müssen noch weitere Studien folgen, um wirklich sagen zu können, welchen Effekt BPA auf die Entstehung einer CED haben kann, da die Datenlage bisher nicht einheitlich ist.2

Die neue Leitlinie – Colitis ulcerosa

Schon mal was von Leitlinien bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gehört? Leitlinien werden von medizinischen Fachgesellschaften herausgegeben, um Ärzte in ihrer Entscheidung, z. B. hinsichtlich der Therapiewahl, objektiv zu unterstützen. Die Neuerungen in der aktualisierten Leitlinie für Colitis ulcerosa (CU) betreffen dabei u. a. das Thema Ernährung, dem zum ersten Mal ein eigenes Kapitel gewidmet wird. Auch die Bedeutung der frühzeitigen Diagnose wird in der Leitlinie behandelt.

Was 5 Stunden Sexualberatung oder -therapie bewirken können

Schon Mae West, Schauspielerin und Autorin, wusste: „Sex ist an emotion in motion.“ So positiv emotional starke Zuneigung innerhalb und außerhalb des Bettes ist, so schwierig kann sie für Betroffene mit chronischentzündlichen Darmerkrankungen sein. Nicht selten stellen sich die Fragen, ob Sex gerade überhaupt möglich ist. Denn Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können in Bezug auf Sexualität und Partnerschaft eine besondere Belastung darstellen.1