Jana möchte mit Ihrer Geschichte anderen Colitis ulcerosa Betroffenen Mut machen.

Mitten im Abi-Stress äußerten sich die ersten Symptome bei Jana: Vor allem ständige Müdigkeit und häufige Stuhlgänge machten ihr zu schaffen. Zunächst tat sie dies stressbedingt ab – sie bestand das Abitur, aber die zu diesem Zeitpunkt bereits blutigen Durchfälle blieben. Endlich suchte sie ihre Hausärztin auf, die bereits nach den ersten Schilderungen ihrer Symptome den Verdacht auf Colitis ulcerosa äußerte und Jana direkt zu einem Gastroenterologen überwies. Nach der folgenden Koloskopie bestätigte sich der Verdacht wenige Wochen später: Jana erhielt die Diagnose Colitis ulcerosa. 

Anschließend wurde direkt eine medikamentöse Behandlung für Janas chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) gestartet, allerdings ohne das erhoffte Ziel zu erreichen: Es trat keine Remission, also das Nachlassen der akuten Symptome, ein. Rund zwei Jahre lang wurde die Therapie immer wieder angepasst, sodass alle verfügbaren Medikamente zur Anwendung kamen. Doch nichts half. Parallel veränderte Jana ihren Lebensstil. Mithilfe von einer angepassten Ernährung und Sport versuchte sie vom Colitis-Schub in die lang ersehnte Remission zu gelangen. Aber auch dieser Ansatz blieb erfolglos. Hilflosigkeit und Verzweiflung machten sich bei der jungen Frau breit: Als nichts mehr zu helfen schien, begab sich Jana freiwillig als letzten Versuch in eine psychosomatische Behandlung mit der Hoffnung, dass der Ansatz des Einklangs von Körper und Geist endlich eine Ruhephase einleiten würde. Aber auch dies erzielte nicht die angestrebte Wirkung.

„Ich stand vor meinem Arzt und er sagte: ‚Ich gebe Ihnen zwei Wochen und Sie sind tot.

Nach den gescheiterten Versuchen ihren laufenden Colitis-Schub zu behandeln, wurde Jana mit diesen Worten ihres Arztes schlussendlich in ein Krankenhaus überwiesen. Sie hatte keine Wahl mehr, sie musste kolektomiert werden – ihr Dickdarm wurde also entfernt und ein künstlicher Darmausgang (Stoma) geschaffen. Anschließend wurde Jana in einer weiteren Operation ein Pouch angelegt. In einem dritten Eingriff erfolgte dann die Rückverlegung des übergangsweise angelegten Stomas. Heute lebt sie mit ihrem Pouch, wie sie selbst sagt, in wilder Ehe, denn die Entfernung ihres Dickdarms ist auf keinen Fall eine Heilung. CED-Schübe und weitere Begleiterkrankungen bleiben auch weiterhin ihr ständiger Begleiter. 

„Ich liebe meine Narben. Sie zeigen, ich habe es geschafft und sind ein Symbol meiner Stärke.“

Jana hat gelernt, die CED zu akzeptieren: Sie lebt mit einer chronischen Erkrankung, für die es derzeit keine Heilungsaussichten, sondern nur Behandlungsoptionen gibt. Die Eingriffe haben Narben zurückgelassen, die Jana gelernt hat zu lieben. Kraft schöpft sie vor allem aus dem positiven Feedback ihres direkten Umfelds wie Familie und Freund*innen, die sie auf ihrem Weg begleiten und unterstützen. Gleichzeitig ist Jana der Meinung, dass man weder den eigenen Körper noch die Narben lieben muss. Viel wichtiger sei es, die Erkrankung zu akzeptieren und dem eigenen Körper nicht mit Hass gegenüberzutreten. 

„Ich bin ein absoluter Fan von meinem Körper: in dem einen Moment bin ich fast gestorben und wenige Wochen später konnte ich einen Handstand am Strand machen.“

Besonders die psychische Unterstützung, die sie gesucht hat, half Jana mit ihrem schweren Colitis-Verlauf umzugehen. Hier lernte sie für sich einzustehen und Grenzen zu setzen. Dies half ihr dabei, ihren eigenen Körper besser kennenzulernen und auf ihre persönlichen Bedürfnisse zu achten. Dies war besonders wichtig, da Jana die Erfahrung gemacht hat, immer wieder gegen das Unverständnis von Freund*innen und Familie ankämpfen zu müssen sowie auch gegen Ärzt*innen, die sie und ihre Erkrankung nicht ernst genommen haben. Um diesem etwas entgegensetzen zu können, begann sie sich eingehend mit der Erkrankung, Behandlungsmöglichkeiten und den Zusammenhängen im Körper zu beschäftigen. Mit diesem Wissen klärte sie nicht nur ihr direktes Umfeld auf, sondern ging einen Schritt weiter und berichtet öffentlich auf ihrem Instagram-Kanal „nocolon.stillrollin“ von ihren eigenen Erfahrungen und informiert gleichzeitig über medizinische Aspekte. In Janas Augen ist eine Problematik an CED, dass viele Außenstehende aber auch Betroffene selbst zu wenig über die Erkrankung und die mitunter vollkommen individuellen Verläufe wissen. Als Gegengewicht zeigt sie daher alle Seiten der CED – die guten und die schlechten Phasen. So möchte sie besonders auf den episodischen und sehr individuellen Verlauf aufmerksam machen und anderen Betroffenen Mut und Hoffnung für bessere Zeiten geben.

Jana beschreibt selbst, dass sie einen der schwerstmöglichen Verläufe von Colitis ulcerosa erfährt. Ihre wichtigsten Tipps an andere Betroffene für einen Umgang mit der CED sind dabei diese:

  1. Suche dir einen kompetenten Arzt, idealerweise eine*n Gastroenterolog*in mit einer Spezialisierung auf CED. 
  2. Informiere dich, vor allem auf seriösen Seiten: Wissen & Information ist der Weg zur Macht. 
  3. Du bist nicht allein! Austauschmöglichkeiten gibt es viele; ob in sozialen Medien, in Selbsthilfegruppen oder über Patient*innenorganisationen, trete in Kontakt mit anderen Betroffenen. 
  4. CED hat meist einen episodischen Verlauf: es kommen auch wieder bessere Zeiten! 

Sportlich #TrotzCED? – Wie körperliche Bewegung sich positiv auf die Lebensqualität auswirkt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 150 Minuten moderaten Sport pro Woche. Doch würde diese Regel auch für CED-Betroffene gelten? Bislang gibt es keine einheitliche Empfehlung. Vieles
spricht aber dafür, dass Sport eine positive Auswirkung auf das körperliche sowie mentale Wohlbefinden
haben kann.1 Wir wollten mehr darüber erfahren und haben mit André Vieth, Kraftsporttrainer und CEDBetroffener,
gesprochen, um nach seinen Erfahrungen und seinem Leben mit Sport #TrotzCED zu fragen.

„CED – Nicht nur ein Fall für den Gastroenterologen“ – Tipps von der Spezialistin (Teil 2)

Frau Prof. Julia Seiderer-Nack, Internistin aus München, geht im nachfolgenden 2. Teil unserer kleinen Interview-Serie auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), wie Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU), sowie auf das Thema Impfen ein.

„Hormonelle Verhütung #TrotzCED“ – Tipps von der Spezialistin

Verhütung ist ein Thema, mit dem sich vor allem junge Frauen in besonderer Weise beschäftigen. Bei der großen Auswahl an Verhütungsmethoden ist es nicht ganz einfach, die richtige Wahl zu treffen. Wenn dann aufgrund einer Grunderkrankung wie einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) weitere Aspekte beachtet werden müssen, ist das persönliche Gespräch mit dem*der Ärzt*n ein wichtiger Schritt. 

Das nachfolgende Interview mit Frau Prof. Dr. Julia Seiderer-Nack, Fachärztin für Innere Medizin und Ernährungsmedizin und Professorin an der KSH München, hat den Schwerpunkt Verhütung bei CED. Rund 80 % ihrer Patient*innen, die sie in ihrer internistischen Praxis behandelt, leiden an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung und können sich in der Spezialsprechstunde beraten lassen.

Frage: Liebe Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack, wie alt sind Ihre Patientinnen und Patienten im Mittel, die Sie in Ihrer Praxis betreuen und welche Fragen beschäftigen Ihre Patient*innen?

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Wir haben eine gemischte Altersstruktur: Zu uns kommen viele junge Frauen (und Männer) mit CED im Alter von 16-30 Jahren mit Fragen zu Verhütung, Sexualität und Kinderwunsch; ebenso gibt es aber auch ältere Patient*innen mit CED, die unsere Praxis wegen des ganzheitlichen Behandlungsansatzes, z. B. bei Wechseljahresbeschwerden, aufsuchen. Konkret bedeutet dies, dass wir neben Diagnostik und schulmedizinischer Therapie auch die Themen Ernährungsmedizin, Naturheilkunde und Ansätze der traditionellen chinesischen Medizin in die Behandlung der CED einfließen lassen.

Frage: Was sollten Patientinnen bei der Wahl eines Verhütungsmittels beachten? 

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Nicht jedes Verhütungsmittel ist für jede Patientin geeignet. Die Pille ist eines der sichersten Verhütungsmittel und die einfache Anwendung sehen gerade junge Patientinnen als Vorteil. Der Wirkstoff wird oral eingenommen und gelangt dann über den Dünndarm in den Blutkreislauf, wodurch die empfängnisverhütende Wirkung gegeben ist. Bei CED-Betroffenen gibt es aber einige Besonderheiten, die beachtet werden müssen: Durchfall, eine beschleunigte Magenpassage, das Befallsmuster der Erkrankung und die Stärke der Entzündung können die Wirkstoffaufnahme reduzieren oder verhindern und so die Wirkung der Pille mindern bzw. sie wirkungslos machen. Inwieweit die Pille für eine CED-Betroffene geeignet ist, muss individuell entschieden werden und zusätzlich mit dem behandelnden Gynäkologen bzw. der behandelnden Gynäkologin geklärt werden. Außerdem besteht, wie auch bei anderen hormonellen Verhütungsmethoden die Möglichkeit einer Thrombose.“

Frage: Und wie sieht es mit Ovulationshemmern in Form eines Rings oder Pflasters aus?

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Das kann für manche Patientinnen eine gute Alternative sein. Generell sollte man, wie gerade schon angesprochen, bei hormonellen Verhütungsmitteln jedoch beachten, dass diese mit einem erhöhten Thromboserisiko einhergehen können. Auch für CED-Betroffene kann aufgrund ihrer Grunderkrankung ein erhöhtes Thromboserisiko bestehen.“ 

Frage: Das klingt, als würde die CED-Therapie die Wahl des Verhütungsmittels einschränken…

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Das kann man nicht allgemein formulieren. Bei der medikamentösen Behandlung einer Grunderkrankung wie CED, muss immer berücksichtigt werden, dass der verabreichte Wirkstoff zur Therapie der CED bestimmte Organe beeinträchtigen kann. Ein Verhütungsmittel kann unter Umständen ein Organ wie die Leber zusätzlich belasten oder sich negativ auf die Knochendichte auswirken. Das alles spielt bei der Wahl des Verhütungsmittels eine Rolle und muss bei jeder Patientin individuell berücksichtigt werden. Insbesondere wenn die hormonelle Verhütung in einer bestimmten Krankheitsphase zu einer zusätzlichen Belastung wird, ist es wichtig, den Patientinnen Alternativen aufzuzeigen. In jedem Fall sollten auch sexuell übertragbare Krankheiten und der Schutz vor ihnen Teil des Gesprächs sein.“

Frage: Bei der Verhütung sollten ja beide Partner ihren Anteil haben…

Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack: „Das stimmt. Eine Beratung über Verhütungsmethoden sollte als eine partnerschaftliche Aufgabe gesehen und die Entscheidung über die Art der Methoden von beiden Partnern gemeinschaftlich getroffen werden.“

Vielen Dank Frau Prof. Dr. Seiderer-Nack für dieses Gespräch.