Ein Rezept gegen CED? Wie unsere Ernährung den Darm beeinflusst
Du hast mit deiner chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) die Erfahrung gemacht, dass dir bestimmte Lebensmittel Probleme bereiten und dein Darm rebelliert? Die existierenden Empfehlungen folgen dabei grob dem Prinzip: „Wenn es schadet, dann lass es.“1 Aber lässt sich die Erkrankung mit Hilfe der Ernährung nicht nur negativ, sondern auch positiv beeinflussen? Inzwischen hat die Forschung erste Hinweise darauf gefunden, was Betroffenen helfen könnte.
Das Immunsystem deines Darms und die Darmflora, eine Ansammlung von Bakterien, die den Darmtrakt besiedeln2, spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von CED; dabei können beide Faktoren durch die Ernährung beeinflusst werden.3 Denn alles, was wir essen, landet im Darm – und füttert dort unsere Darmbakterien. Im Darm gibt es ganz unterschiedliche Mikroorganismen, die positive oder negative Effekte, nicht nur auf den Darm, haben können.2 Je nach Angebot vermehrt sich daraufhin die eine oder die andere Spezies und die Zusammensetzung der Darmflora verändert sich dadurch.4 Wer von CED betroffen ist, beherbergt meist mehr Bakterien, die Entzündungen ankurbeln und dadurch weniger Bakterien, die antientzündlich wirken.1 Die Medizin verwendet hierfür den Begriff der Dysbiose. Außerdem variiert die Zusammensetzung der verschiedenen Darmbakterien je nach Krankheitsphase der CED.1 Mehr über die verschiedenen sowohl nützlichen als auch schädlichen Bakterienarten deiner Darmflora erfährst Du in dem Beitrag Bakterien im Darm – Billionen kleine Helfer.
Her mit den Ballaststoffen
Wer viele Ballaststoffe isst, pflegt seinen Darm. Die Darmflora baut nämlich Ballaststoffe zu kurzkettigen Fettsäuren ab, die antientzündlich wirken.3 Sie haben zudem zellschützende Eigenschaften und verstärken die Barrierefunktion des Darms, wodurch das Eindringen schädlicher Stoffe in den Körper erschwert wird.3 Am einfachsten ist es, die Ballaststoffzufuhr durch reichlichen Verzehr von Gemüse und Obst sowie Vollkornprodukten zu steigern.5 Hülsenfrüchte, Möhren, Paprika, rote Bete, Kohl und Fenchel sowie alle Beerensorten enthalten besonders viele „gute“ Pflanzenfasern.5
Ausgewogene Mikronährstoffe
Auch Vitamine und Spurenelemente können die Darmflora und Entzündungsprozesse im Darm beeinflussen.1 Bei vielen von CED Betroffenen findet sich sowohl ein Vitamin-D- als auch ein Vitamin-A-Mangel.3 Es zeichnet sich zunehmend ab, dass die Vitamine an Immunprozessen beteiligt sind.3 Ob zu niedrige Selenspiegel die Erkrankung möglicherweise negativ beeinflussen, ist bislang nicht geklärt.4 Eisen ist wichtig um einen CED-bedingten Eisenmangel vorzubeugen – eine zu große Eisenzufuhr, etwa durch den häufigen Verzehr von rotem Fleisch wiederum könnte Entzündungsprozesse im Darm begünstigen.4
Obst & Gemüse statt industriell hergestellter Lebensmittel
Wie also sollten Betroffene #TrotzCED ihre Ernährung gestalten? Klare Empfehlungen von Seiten der Wissenschaft existieren bis jetzt nicht.4 Aber es gibt Hinweise: Wer industriell hergestellte Lebensmittel und Fett meidet, sich ausgewogen, aber überwiegend von Obst und Gemüse ernährt, tut einem entzündlichen Darm in der Regel etwas Gutes.4 Dies gilt sowohl für den gesunden Menschen als auch für Betroffene mit CED. Über die Rolle industriell hergestellter und verarbeiteter Lebensmittel bei CED berichtet zudem der Artikel Junkfood unter Verdacht – Einfluss bei CED?.
Aleksandrova K, Romero-Mosquera B, Vicent Hernandez V. Diet, Gut Microbiome and Epigenetics: Emerging Links with Inflammatory Bowel Diseases and Prospects for Management and Prevention. Nutrients. 2017; 9, 962.
Thursby E, Juge N. Introduction to the human gut microbiota. Biochem J. 2017; 474(11): 1823-1836.
Witkowski M et al. Recipe for IBD: can we use food to control inflammatory bowel disease? Semin Immunopathol. 2018; 40: 145-156.
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Presseinformation: Presse, DGE aktuell, „Mehr Ballaststoffe bitte!“, 2012 06/2012 vom 31.07.2012.