Fatigue und CED

Solltest du dich hin und wieder erschöpft oder kraftlos fühlen, muss nicht zwangsläufig nur der Alltagsstress die Ursache hierfür sein. Langwierige chronische Erkrankungen wie deine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) können zu einer dauerhaften Schwächung des Organismus führen. Neben der anhaltend physischen Anstrengung, die chronische Erkrankungen und deren Therapien mit sich bringen können, sehen sich Betroffenen häufig auch einer psychischen Belastung ausgesetzt. Hieraus kann sich ein Gefühl intensiver Müdigkeit und Erschöpfung sowie daraus resultierend ein massives Ruhebedürfnis entwickeln. Betroffene sind in der Folge weniger belastbar, zeigen Konzentrationsstörungen oder eine mangelnde Motivation und Antrieb. Kann dieser Zustand nicht durch Ruhe- bzw. Erholungsphasen und / oder ausgiebigem Schlaf behoben werden, so spricht man in der Medizin von dem Krankheitsbild Fatigue. 

Fatigue – häufige und nicht zu unterschätzende Begleiterkrankung der CED

Fatigue ist eine häufige, wenn nicht sogar die häufigste Begleiterkrankung bei CED. Bis zu 80% aller CED-Betroffenen entwickelt eine Fatigue im Zustand einer aktiven CED und etwa die Hälfte aller Betroffenen entwickeln diese während der Remission. Weshalb und auf welchem Wege eine Fatigue in so vielen Fällen bei CED entsteht, konnte im Detail bislang noch nicht geklärt werden. Als Ursache wird jedoch ein Zusammenwirken verschiedener sowohl physischer als auch psychischer Ursachen vermutet. 

Zu den körperlichen Ursachen, die mit der Entstehung von Fatigue im Verlauf der CED in Verbindung gebracht werden, zählen zum Beispiel: 

  • die anhaltende Schwächung durch den chronischen Entzündungszustand,  

  • häufige Durchfälle und / oder Gewichtsverlust,

  • das Auftreten weiterer Begleiterkrankungen (extraintestinaler Manifestationen) der CED, 

  • bestimmte Mangelzustände infolge einer gestörten Nahrungsaufnahme (z. B. Eisenmangel und eine dadurch entstehende Anämie) sowie 

  • eine körperliche Belastung durch langfristige Therapien, etwa infolge von gesundheitlichen Belastungen im Rahmen einer andauernden Steroidtherapie. 

Um Mangelzustände auszuschließen, kann es hilfreich sein, ein besonderes Augenmerk auf deine Ernährung zu legen. Was du beispielsweise zur Vermeidung eines Nährstoffmangels tun kannst, erfährst du im Artikel Nährstoffspeicher geleert: Unter- und Mangelernährung bei CED. Ratschläge zur Vorbeugung eines Eisenmangels und von Anämie erhältst du darüber hinaus in dem Beitrag Mit gefülltem Eisenspeicher Anämien vorbeugen und die Vitalität steigern.

Aber nicht nur die körperliche Schwächung im Zusammenhang mit deiner CED kann zu Fatigue führen: Psychische Belastungen können zusätzlich auftreten und den Erschöpfungszustand verstärken. So sind verschiedene mögliche Ursachen beschrieben, wie etwa: 

  • eine anhaltende Belastung des Darm-assoziierten Nervensystems (Darm-Hirn-Achse) und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Psyche,   

  • eine allgemeine seelische Belastung hervorgerufen durch Stress, Angstzuständen oder Depression,

  • psychische Belastungen im Zusammenhang mit der Anwendung langfristiger Therapien sowie 

  • Schlafstörungen. 

Entwickelt sich eine Fatigue, hat dies erhebliche Auswirkungen auf den Alltag von Betroffenen. Infolge der anhaltenden Schwäche und Erschöpfung leiden diese etwa unter mangelnder Leistungsfähigkeit in Ausbildung und Beruf oder einer eingeschränkten Motivation und Antrieb für Aktivitäten mit Freund*innen und Familie im privaten Umfeld. Häufig fühlen sie sich dabei von ihren Mitmenschen missverstanden, dahingehend, dass diese das Gefühl und die Einschränkungen, die mit einer Fatigue in Verbindung stehen, nicht nachempfinden können. Infolgedessen ziehen sich Betroffene mit ihren Sorgen immer weiter zurück. In Summe führt dies zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität und einer Steigerung der subjektiv empfundenen Krankheitslast. 

Fatigue frühzeitig vorbeugen

Damit es gar nicht erst so weit kommt, solltest du frühzeitig auf mögliche körperliche und / oder psychische Veränderungen im Verlauf deiner CED achten und offen mit den Personen aus deinem nahen Umfeld darüber reden. Solltest du dich häufiger energie- und kraftlos fühlen, dann suche in jedem Fall das Gespräch mit deinem*deiner behandelnden Gastroenterolog*in. Gemeinsam könnt ihr über eine mögliche Anpassung deiner Therapieziele entscheiden – wenn du zum Beispiel bereits über einen längeren Zeitraum Steroide einnehmen solltest – oder zusätzliche Maßnahmen besprechen, um einer drohenden Fatigue entgegenzuwirken. Dies betrifft etwa die Anwendung bestimmter medikamentöser Behandlungsoptionen gegen Fatigue, Schlafstörungen oder andere im Rahmen deiner CED möglicherweise auftretender Begleiterscheinungen bzw. extraintestinale Manifestationen sowie die mögliche Einnahme von Nahrungssupplementen zur Vorbeugung eines Nährstoffmangels oder Anämie. 

Aber auch über die Einnahme von Medikamenten hinaus kannst du der Fatigue vorbeugen und dein Wohlbefinden steigern – etwa durch regelmäßigen Sport, die Anwendung von Entspannungstechniken oder durch eine Ernährungsumstellung. Auch in diesen Fällen kann dein*e Ärzt*in dir hierzu die für dich passende Beratung bieten. Solltest du dich trotz solcher Maßnahmen dauerhaft seelisch belastet oder gar depressiv fühlen, so kann es sinnvoll sein eine zusätzliche psychotherapeutische Beratung in Anspruch zu nehmen. In jedem Fall gilt es, die Fatigue nicht zu unterschätzen und frühe Anzeichen ernst zu nehmen.  

Ein Rezept gegen CED? Wie unsere Ernährung den Darm beeinflusst

Du hast mit deiner chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) die Erfahrung gemacht, dass dir bestimmte Lebensmittel Probleme bereiten und dein Darm rebelliert? Die existierenden Empfehlungen folgen dabei grob dem Prinzip: „Wenn es schadet, dann lass es.“1 Aber lässt sich die Erkrankung mit Hilfe der Ernährung nicht nur negativ, sondern auch positiv beeinflussen? Inzwischen hat die Forschung erste Hinweise darauf gefunden, was Betroffenen helfen könnte.

Inkontinenz & CED: Wenn „müssen müssen“ zum Alltag gehört

Inkontinenz – wenn du das Wort hörst, denkst du wahrscheinlich zuerst an Blasenschwäche. Doch es gibt auch die sogenannte Stuhlinkontinenz, in der Betroffene unfreiwillig harten oder weichen Stuhl verlieren.1 Vielleicht fragst du dich, was das alles mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) zu tun hat. Hierzu gibt es nur wenig konkrete Daten, doch geht eine Schätzung aus Großbritannien zum Auftreten von Stuhlinkontinenz bei CEDBetroffenen von einer Inzidenz (Anzahl von Neuerkrankungen in einer definierten Population innerhalb eines Zeitraums)2 von 22-33,5 % aus.1 Vergleich: In der Allgemeinbevölkerung liegt die Häufigkeit bei 2,2- 15 %.1

Konstruktiv statt chaotisch – Zentrale Aspekte der Arzt-Patienten- Kommunikation

-