Der Ansprechpartner Sex Gespräch

Sexualität – gerade, wenn es um persönliche Herausforderungen oder Schwierigkeiten geht – ist immer noch ein weithin tabuisiertes Thema, das häufig nicht einmal im engsten Familien- oder Freundeskreis adressiert wird.1 Die Mehrheit von Teilnehmer*innen einer Umfrage unter Betroffenen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) gibt an, dass ihre Krankheit einen ausgeprägten bis sehr starken Einfluss auf ihr Sexleben hat.2 Betroffene befürchten, dass die CED ihren Sexualtrieb vermindern, den Geschlechtsverkehr stören, ihre sexuelle Leistung beeinträchtigen, der Intimität und Beziehungsqualität schaden sowie negative Gefühle im Hinblick auf ihr Aussehen hervorrufen könnte.1 Da man heutzutage den immensen Einfluss, den die Sexualität auf die Lebensqualität hat, versteht, ist es umso wichtiger, sowohl körperliche als auch psychische Barrieren abzubauen, um ein erfülltes Sexualleben zu ermöglichen.1 Um dieses Ziel zu erreichen, kann es sinnvoll sein, sich (professionelle) Unterstützung zu suchen. 

Zusammen ist man weniger allein

Gerade wenn es um ein solch persönliches Thema wie die eigene Sexualität geht, kann zunächst vor allem eine Frage im Vordergrund stehen: An wen kann ich mich vertrauensvoll wenden? Betroffene können sich mit dieser Situation mitunter einsam und alleingelassen fühlen.1 Denn auch wenn Betroffene dieses Thema gerne mit ihrem Arzt bzw. ihrer Ärztin besprechen würden, wird es nur selten aktiv thematisiert.1 Allerdings ist auch die überwiegende Mehrzahl (93%) von Gastroenterolog*innen der Ansicht, dass sie dieses Thema mit ihren Patient*innen besprechen sollten – praktisch setzen allerdings nur 16% diesen Vorsatz um.1 Auch wenn du dir wünschen würdest, dass dein Arzt oder deine Ärztin dieses Gespräch initiiert, scheue dich bitte nicht, es selbst proaktiv anzusprechen.1 Dein*e behandelnde*r Ärzt*in kennt dich und deine Krankheitsgeschichte am besten und kann dir gerade auch in dem Kontext CED Unterstützung bieten. 

Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, das behandelnde Team zu erweitern, um so auf einen größeren Erfahrungsschatz zurückzugreifen: Verschiedene Gastroenterolog*innen haben mitunter unterschiedliche Spezialgebiete, sodass du von der Kompetenz anderer Ärzt*innen oder Therapeut*innen mit entsprechender Ausbildung profitieren kannst.1 Eine geschulte Beratung kann dir sowohl die für dich passende Unterstützung als auch die Ermutigung beim Umgang mit Schwierigkeiten bieten.1 Therapeut*innen können beispielsweise mithilfe von Fort- und Weiterbildungen ihre sexualtherapeutische Qualifikation auf- und ausbauen. Auf der Website der DGfS (Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung) findest du eine Liste von durch die Organisation zertifizierten Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen sowie zertifizierten Sexualberater*innen. Ergänzend dazu kann es womöglich auch hilfreich sein, die Liste des ifsex (Institut für Sexualtherapie Heidelberg) für entsprechende Therapeut*innen zu besuchen. Falls du dir an dieser Stelle immer noch nicht ganz sicher bist, ob du das Thema mit deinem / deiner behandelnden Ärzt*in ansprechen möchtest, dann kann dich eventuell der Artikel „Was 5 Stunden Sexualberatung oder -therapie bewirken können“ überzeugen: Hierin werden die Ergebnisse einer Studie, die Dr. Stephanie Kossow und Sophie Haidacher, beide vom Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité, Berlin zum Einfluss einer eben solchen Beratung bzw. Therapie auf die Sexualität von CED-Betroffenen. 

Gerade, wenn du auf die Unterstützung eines interdisziplinären Teams zurückgreifst, kann auch die medizinische Fachangestellte aufgrund ihrer häufig besonders vielschichtigen Fachkompetenz eine zentrale Schnittstellenfunktion einnehmen. In vielen Fällen ist sie die erste Anlaufstelle bei Sorgen, Ängsten und persönlicheren Fragestellungen 

Weitere Hintergründe zum Zusammenhang von „Sexualität und CED“ als auch zur Bedeutung der „Libido“ bieten dir die verlinkten Artikel. Diese sind anlässlich des Welt CED Tages 2021 entstanden, der im Zeichen von „CED und Wohlbefinden“ steht und rund um den Awarenesstag auch das Thema Sexualität #TrotzCED weiter in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken soll. 

Elternsein mit CED

Ich bin keine schlechte Mutter, nur weil ich krank bin“ – Elternsein #TrotzCED (Teil 1)

Ellen Helfrich hat eine kleine Tochter – und Colitis ulcerosa. Die Diagnose bekam sie erst nach der Schwangerschaft. Es folgt ein mehrjähriger Schub, verschiedene Krankenhausaufenthalte und letztendlich die Entfernung des Dickdarms. Und das alles mit einem Baby bzw. Kleinkind. In Teil 1 unserer Reihe „Elternsein #TrotzCED“ erzählt Ellen im Interview über Herausforderungen, Alltag sowie Extremsituationen als Mutter mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED).

Rechte für CED Patienten

Patientenrecht kompakt (Teil 3): Meine Kasse und ich

Vergleichbar mit jeder anderen Geschäftsbeziehung gilt auch im Falle der vertraglich geregelten Erbringung von Gesundheitsleistungen das Prinzip der Leistungsvergütung. An diesem Punkt kommen die Krankenkassen ins Spiel. In diesem Spezial findest du Infos zu den Rechten und Pflichten des gesetzlich und privat versicherten Patienten und erfährst, was du beispielsweise im Falle einer Ablehnung durch Krankenkassenbescheid tun kannst.

Patientenrechte bei CED

Patientenrecht kompakt (Teil 2): Deine Gesundheit, deine Rechte

Als Betroffener einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) bist du auf regelmäßige medizinische Hilfe angewiesen. Im zweiten Teil unserer Serie zum Thema Patientenrecht möchten wir uns daher deinen Rechten und Pflichten gegenüber deinen behandelnden Ärzten oder anderen Heilberuflern widmen. In Teil eins unserer Serie haben wir bereits kurz erläutert, was es mit dem sogenannten Behandlungsvertrag auf sich hat. In diesem sind die wesentlichen Grundlagen der Beziehung zwischen Patient und seinem behandelnden Arzt festgehalten, um beiden Parteien ein vertrauensvolles Verhältnis auf rechtssicherer Grundlage zu ermöglichen.